Einzelhandels-
umsatz 2023
Reale Umsatzverluste trotz moderatem Wachstum
Neben der Kaufkraft verzeichnete auch der Einzelhandelsumsatz 2023 ein Wachstum. Vergleichbar zur Kaufkraft stieg der Einzelhandelsumsatz in den 27 EU-Staaten um 5,5 Prozent an. Das nominale Umsatzplus ist jedoch vor dem Hintergrund hoher Verbraucherpreise zu relativieren, die durch anhaltend steigende Ausgaben für Fast Moving Consumer Goods (FMCG), also Lebensmittel und Drogerieartikel, bedingt sind. Diese steigenden Preise und Unsicherheiten führten zu einer Kaufzurückhaltung bei den Konsumenten und damit auch zu realen Umsatzverlusten.
In den jeweiligen Landeswährungen lag die Wachstumsrate mit knapp 8 Prozent sogar noch deutlich höher. Dies verdeutlicht die Abhängigkeit von internationalen Verbraucherpreisen und den starken Einfluss von Wechselkursschwankungen. Letzteres ist insbesondere in den skandinavischen Ländern auffällig. Der schwedische Einzelhandel verzeichnete beispielsweise ein Plus von knapp 3 Prozent und zeigte sich damit recht stabil. Aufgrund des ungünstigeren Wechselkurses ist in Euro jedoch ein Rückgang von fast 5 Prozent zu beobachten.
Die schwedische und norwegische Währung hat im Vergleich zum Euro an Wert verloren. Dadurch sind importierte Güter für die Verbraucher dort spürbar teurer geworden, was sich auf deren Ausgaben auswirkt. Dies spiegelt sich auch in der verhaltenen Konsumneigung wider, die generell in Nordeuropa zu beobachten ist. Denn auch in Landeswährung weisen die nördlichen Länder innerhalb der EU, darunter Finnland und Schweden, aber auch Estland und Deutschland, die niedrigsten Wachstumsraten auf.
Im vergangenen Jahr war die Konjunkturerwartung von Verbrauchern, Handel und Wirtschaft in den süd- und südosteuropäischen Ländern am höchsten. Für Länder wie Bulgarien, Rumänien oder auch auf der Iberischen Halbinsel wurde eine positive Entwicklung prognostiziert, die mit der Kaufkraftsteigerung auch eingetreten ist. In diesen Ländern wurden auch die höchsten Wachstumsraten im Einzelhandel verzeichnet. Im Jahr 2023 erzielte der Einzelhandel in Staaten wie Bulgarien (+18 Prozent), Rumänien (+14 Prozent) oder Kroatien (+14 Prozent) ein deutliches Plus. Auch in größeren Märkten wie Spanien und Polen wurden Wachstumsraten im Einzelhandel von über 12 Prozent verzeichnet.
Das FMCG-Umsatzwachstum lag mit 8 Prozent deutlich über der Steigerungsrate von 3,1 Prozent im Nonfood-Bereich. Hier lässt sich eine klare Verschiebung des Ausgabeverhaltens der Verbraucher beobachten. Das größte FMCG-Wachstum verzeichneten dabei, wenn auch nicht ganz so stark wie 2022, viele osteuropäische Staaten, während der Umsatz in Schweden und auch Norwegen sogar rückläufig war.
In Hinblick auf den Gesamtumsatz belegten Frankreich (585 Mrd. Euro), Deutschland (555 Mrd. Euro) und Italien (362 Mrd. Euro) die vorderen Ränge innerhalb der EU. Den größten Anteil am Gesamtumsatz machen dabei Lebensmittel aus, gefolgt von Bekleidung, Heimwerkerartikeln aus dem DIY-Sortiment sowie Gesundheitsprodukten (Reinigung und Pflege). In der Slowakei werden die höchsten Ausgaben für Lebensmittel getätigt, was auf die hohen Lebensmittelpreise und die hohe Inflation im vergangenen Jahr zurückzuführen ist. In Litauen wird hingegen nur ein vergleichsweise geringer Anteil für Lebensmittel ausgegeben. Stattdessen sind die Litauer Spitzenreiter bei den Ausgaben für Heimwerkerartikel, gefolgt von den Einwohnern Lettlands und Estlands.
Mit Ausnahme von Polen wird Mode eher in den südeuropäischen Nationen sowie den Balkanstaaten ein höherer Stellenwert zugeschrieben, denn die Anteile für Bekleidung sowie Schuhe und Lederwaren sind hier am höchsten. Finnland gibt im Ländervergleich hingegen die geringsten Anteile für Modeartikel im Einzelhandel aus.
Umsatz des Einzelhandels in EU-27 im Jahr 2023
Umsatz des FMCG-Einzelhandels in EU-27 im Vergleich zu 2022