Kaufkraft 2023
Spürbarer Anstieg des nominalen Ausgabepotenzials in Europa
Die Inflationsrate sinkt immer weiter und die Kaufkraft in Europa erfuhr zum zweiten Mal in Folge eine deutliche Steigerung. Im Jahr 2023 wuchs die nominale Kaufkraft der EU-Bürger im Schnitt um 5,5 Prozent auf 19.786 Euro pro Kopf. Damit setzt sich der positive Trend des Vorjahres fort, als ein Anstieg von 7 Prozent verzeichnet wurde. Insgesamt stand den Einwohnern der 27 EU-Mitgliedsstaaten eine Kaufkraft von rund 8,9 Billionen Euro zur Verfügung, die für verschiedene Bereiche wie Lebensmittel, Wohnen, Dienstleistungen, Energiekosten, private Altersvorsorge, Versicherungen, Urlaub und Mobilität verwendet werden konnte. Allerdings konnte die Kaufkraftsteigerung die Zuwächse bei den Lebenshaltungskosten nicht vollständig kompensieren. Die Kaufkraft wuchs weniger stark als von Forschungsinstituten prognostiziert und konnte nicht mit der Inflationsrate Schritt halten.
Die Entwicklung der Kaufkraft in den einzelnen EU-Staaten war im Jahr 2023 von Heterogenität geprägt. Luxemburg (40.931 Euro pro Einwohner) und Dänemark (32.490 Euro pro Einwohner) behaupteten ihre Position als Länder mit der höchsten Kaufkraft, während Bulgarien (8.629 Euro pro Einwohner) erstmals an Rumänien (7.738 Euro pro Einwohner) vorbeiziehen konnte. Die Luxemburger verfügen weiterhin über mehr als das Doppelte des EU-Durchschnitts und weit über das Fünffache der Kaufkraft der Rumänen.
Es ist jedoch bemerkenswert, dass Länder auf der Balkanhalbinsel, die über die geringste Kaufkraft verfügen, die größten Wachstumsraten innerhalb der EU aufweisen. Dies führt zu einer Verringerung der regionalen Disparitäten in Europa. Auch andere Länder der EU am südlichen und östlichen Rand, insbesondere Spanien, Kroatien und Ungarn, konnten deutlich überdurchschnittliche Wachstumsraten erzielen. Somit zeigt sich für das Jahr 2023 eine nahezu 9 Prozent homogenere Verteilung der Kaufkraft im Vergleich zu den Vor-Corona-Jahren.
Belgien wies als einziges westeuropäisches Land mit 6 Prozent Wachstum einen überdurchschnittlichen Zuwachs auf, während alle anderen westeuropäischen Staaten unterdurchschnittlich abschnitten. In Norwegen und Schweden ist das verfügbare Nettoeinkommen sogar gesunken: Die Schweden mussten mit 2 Prozent weniger Kaufkraft auskommen, in Norwegen verzeichnete die Kaufkraft sogar ein Minus von 9 Prozent. Die seit der Corona-Pandemie verhaltene Konsumneigung sowie die geschwächten Wechselkurse der jeweiligen Landeswährungen sind hierfür maßgeblich verantwortlich. Bei Betrachtung der Kaufkraftveränderungen in Schweden und Norwegen in Landeswährung zeigt sich jedoch, dass beide Länder ein Wachstum aufweisen.
Trotz dieser Entwicklungen verfügen die westeuropäischen und skandinavischen Länder noch über ein deutlich höheres Kaufkraftvolumen als die osteuropäischen Staaten. Die hohen Wachstumsraten am äußeren Rand der Europäischen Union lassen erkennen, dass sich die kaufkraftschwachen Länder langsam annähern und die Kaufkraftschere sich etwas schließt. Das Schlusslicht bildet weiterhin die vom Krieg geprägte Ukraine. Dort steht den Menschen lediglich eine Kaufkraft von 2.478 Euro pro Kopf zur Verfügung, was 14 Prozent des europäischen Durchschnitts entspricht.
Innerhalb der europäischen Staaten zeigen sich starke regionale Disparitäten. Die Kaufkraftunterschiede in Rumänien zwischen dem kaufkraftstärksten Kreis Bukarest und dem kaufkraftschwächsten Kreis Vaslui betragen 11.304 Euro pro Person. Damit haben die Einwohner der Hauptstadt fast viermal so viel Kaufkraft zur Verfügung wie die Bewohner des letztplatzierten Kreises.
Bei differenzierter Betrachtung der Kaufkraft der Länder lassen sich jedoch Annäherungen erkennen. So gibt es auch in Rumänien fünfstellige Postleitzahlen, deren Kaufkraft 75 Prozent über dem europäischen Durchschnitt liegt und somit die vieler Gebiete in West- und Nordeuropa übersteigt.
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